Stromnetz:
viele Fragen offen
Info-Abend im Rathaus
Herford (pjs).
Wer einen Einblick in Wirtschaftlichkeitsberechnungen oder
Kooperationsverhandlungen erwartet hatte, wurde enttäuscht. Beim
Informationsabend zum Thema »Stromnetzübernahme« im Rathaus gab es am
Mittwoch kaum Neuigkeiten.
Auf Initiative des
Anti-Atom-Bündnisses stand Bürgermeister Bruno Wollbrink 30
Interessierten Rede und Antwort über Stromnetz-Konzession und Pläne
einer von den Stadtwerken Herford und Eon Westfalen Weser (EWW) zu
gründenden gemeinsamen Netzgesellschaft. Die Stadt ist mit 10,6 Prozent
an EWW beteiligt. Nach seiner Darstellung würde die Stadt beim Betrieb
des Netzes über eine Kooperation mit EWW ein besseres Ergebnis erzielen
als wenn sie es vollständig selbst betriebe. »Die Steuerungshoheit muss
in kommunaler Hand bleiben«, forderte Wollbrink. Das sei mit der
gemeinsamen Netzgesellschaft (Anteile: 74,9 Prozent Stadtwerke Herford,
25,1 Prozent EWW) gewährleistet: »Es ist ein zukunftsträchtiges Modell -
und für Herford das beste.«
Risiken räumte der Bürgermeister in der
Frage ein, was das Herforder Netz (1100 Kilometer, 15000 Hausanschlüsse)
wert sei. Der Gesetzgeber verlange nicht, dass der Betreiber »die Hosen
runterlassen muss«. Die Stadt sei auf eigene Wertgutachten angewiesen:
»In gewisser Weise würden wir die Katze im Sack kaufen.« Klar sei aber:
»Wenn wir jetzt nicht handeln, haben wir vor Auslaufen der
Konzessionsverträge 2017 keine Chance, ans Netz heranzukommen.« Zwar
habe die Politik Einblick in wesentliche Informationen. Ihm sei aber
rechtlich verwehrt, diese in der Öffentlichkeit zu kommunizieren, wies
Wollbrink Kritik an mangelnder Transparenz zurück. Gegenüber
Atomstromgegnern stellte er klar: »Mit dem Betrieb einer
Netzgesellschaft haben wir Null Einfluss auf die Art der
Stromerzeugung.« Der Netzbetreiber sei lediglich Transporteur.
Artikel vom 16.12.2011